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Intensivierung jüdischen Erbes in Europa

Die Ziele des erst vor eineinhalb Jahren gegründeten „European Jewish Parliament” EJP sind sehr vielfältig, sie dienen aber vor allem dazu auf das jüdische Erbe Europas hinzuweisen und darüber hinaus zu sichern, dass in Zukunft Juden einen positiven Beitrag für Europa leisten können. Dem Parlament gehören 120 Abgeordnete aus 45 Ländern an, die über das Internet gewählt wurden. Wichtige Aufgabenbereiche werden durch verschiedene Ausschüsse wahrgenommen – wie jüdische Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Erziehung und Sport, Medien insbesondere die neuen sozialen Netzwerke, Kampf gegen Antisemitismus sowie ein politischer und kultureller Dialog mit Christen und Moslems.

In einem Gespräch mit der INW skizzierte Joel Rubinfeld, Co-Vorsitzender des Parlaments und ehemaliger Vizepräsident des European Jewish Congress die konkreten Aufgaben. Heute gilt es vor allem, dem wachsenden Antisemitismus in Europa zu stellen, wobei er zwischen den althergebrachten rassistischen und dem neuen, der sich vor allem im Antizionismus manifestierte, unterschied. Während im Osten Europas vor allem Antisemitismus alter Prägung vorherrscht, stehen im Westen Israelkritik und Israelhass im Vordergrund. Aber auch die Pflege der jüdischen Kultur ist für die einzelnen Gemeinden sehr wichtig. Finanziert werden die Aktivitäten des EJP hauptsächlich von zwei ukrainischen Philanthropen, die auch hinter der Gründung des European Jewish Parliament stehen: Vadim Rabinovich, Co-Vorsitzender des Parlaments, und Igor Kolomoisky, der Präsident der European Jewish Union. Sie haben verstanden, dass es wichtig ist, darauf zu achten, dass es in Europa auch weiterhin jüdisches Leben gibt. Und sie haben die Mittel dazu, das Judentum zu promoten. Wenn man sich übrigens ansieht, woher die großen Initiativen für das Judentum in Europa in den letzten fünf, zehn Jahren kommen, muss man sagen: aus dem Osten. Hier hat sich etwas geändert. Auch der jetzige Präsident des European Jewish Congress, Moshe Kantor, kommt aus Russland. Im Westen ist man nun seit vielen Jahrzehnten an die Demokratie gewöhnt. Rabinovich, Kolomoisky, Kantor: Sie wissen, was es heißt, in einem totalitären Regime zu leben. Und sie wissen: Man muss aktiv werden, wenn man etwas verändern will.  So konnte man die verfallene Synagoge in Montenegro mit Hilfe des EJP wieder errichten. Die 300 Mitglieder dieser kleinen Gemeinde haben nun einen Ort wo sie ihre Religion ausüben können. Bezüglich der Nahostpolitik der EU äußerte sich Rubinfeld eher skeptisch und gab zu bedenken, dass der sogenannte arabische Frühling deutlich die immensen Differenzen innerhalb der betreffenden Gesellschaften aufgedeckt habe. Die Verhandlungen über einen selbständigen Palästinenserstaat hängen nicht nur vom Siedlungsstopp sondern auch von den bisher unüberwindbaren Differenzen zwischen Hamas und Fatah ab. Als sich Israel vor acht Jahren aus dem Gazastreifen zurück zog, hoffte man auf ein friedliches nebeneinander, leider entwickelte sich Gaza zu einem Zentrum von Terrorismus mit andauernden Raketenangriffen auf die israelische Bevölkerung. Die Machtlosigkeit der Welt gegenüber Gewalt zeigt sich auch in der politischen Beurteilung der Vorgänge in Syrien. Für Rubinfeld ist die Wahl zwischen Rebellen und der Regierung wie die Wahl zwischen Pest und Cholera...

Der Wiener Besuch galt aber einem viel erfreulicheren Ereignis - dem ersten Jewish Choir Festival - Shir Lashalom A Song for Peace, das diesmal in Wien stattfand. Roman Grinberg, Leiter der jüdischen Chors in Wien, der ohne sein Wissen im Internet zum Vorsitzenden der Kulturkommission des EJP gewählt wurde, gelang das fast Unglaubliche - er schaffte es Jüdische Chöre aus 18 Städten Europas nach Wien zu bringen. Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen am European Jewish Choir Festival – Vienna 2013 teil: Jüdische Chöre aus Amsterdam, Belgrad, Berlin, Brüssel, Dijon, Lemberg, Marseille, Nantes, Nizza, Paris, Rom, St. Peterburg, Toulouse, Utrecht, Wuppertal und Wien. Die Idee eines gemeinsamen Auftrittes kam Roman Grinberg, der sich seit fast 30 Jahren als bekannter und anerkannter Künstler für ein Revival jiddischer und jüdischer Musik einsetzt bei einem Workshop in London an dem noch einige Länder aus Europa teilnahmen.Seine Idee stieß auf große Begeisterung aber auch auf viel Skepsis. Dieses Projekt konnte jedoch nur mit Hilfe zahlreicher Mitarbeiter, die enthusiastisch und mit vollem Einsatz an diesem immensen Vorhaben beteiligt waren, verwirklicht werden. Ziel war es, die Vielfalt jüdischer Musik zu präsentieren und das Resultat war überwältigend. Rund 1500 Zuhörer kamen in das Austria Center um die Präsentation dieser so unterschiedlichen Chöre zu genießen. Es ist schwer Bewertungen abzugeben, aber zweifelsohne waren die Beiträge des ältesten jüdischen Chores aus Belgrad, sowie die originelle Präsentation aus Petersburg und der Kinderchor unter der Leitung von Shmuel Barzilai einige der vielen Highlights dieses bemerkenswerten Konzerts.

In intensiven Workshops haben die internationalen Chöre gemeinsam mit dem Wiener Jüdischen Chor neue Lieder einstudiert und unter der Anleitung von bekannten Lehrern gezielt an Techniken der jüdischen Musik gearbeitet. Höhepunkt der diversen und in ihrer Art unterschiedlichsten Darbietungen waren drei Lieder, die am Ende des Galakonzerts von allen Sängerinnen und Sängern gemeinsam gesungen wurden. Adon Olam von Dov Frumer mit Shmuel Barzilai, Oberkantor der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Ose Shalom von Roman Grinberg und die Hymne des Staates Israel Hatikvah. Das Echo auf diese Veranstaltung war äußerst enthusiastisch und Wien konnte wieder einmal seinem Ruf als Brücke zwischen Ost und West zu agieren, erfolgreich gerecht werden. Das nächste Festival der Chöre soll in Rom stattfinden und die Vorbereitungen haben bereits begonnen.

 

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