Gasfunde verändern Israels Energiepolitik

Öl- und Gaslagerstätten in einem bisher wenig erforschten Teil
des Mittelmeers entdeckt.

Der sogenannte arabische Frühling und der Sturz Mubaraks brachten eine deutliche Abkühlung in den Beziehungen beider Länder. Im Zuge dieser Abkühlung wurde auch der bisherige Erdgasvertrag mit Israel gekündigt, um die Preise erheblich zu erhöhen, falls es zu einem neuen Abkommen käme. Angesichts der enormen Erdgasfunde, die Israel in absehbarer Zeit selbst zum Lieferanten dieses begehrten Produktes machen könnte, nahmen die Israelis diese Ankündigungen gelassen auf.

Durch die Gasleitung aus Ägypten floss seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak im Februar 2011 ohnehin nur noch rund ein Drittel des vereinbarten Liefervolumens. Terroristen verübten insgesamt 14 Anschläge auf die Leitung, die über eine Abzweigung auch Jordanien versorgt. Israel forcierte daraufhin die Ausbeutung des Erdgasvorkommens vor Aschkelon und kaufte mehr Kohle und Öl dazu. Noch dominieren Kohle und Erdöl den Energiemix, doch Israel steht vor einem Umbruch. Vor drei Jahren galt das Gasfeld „Tamar“ weltweit als der größte Fund des Jahrzehnts. Dann aber wurde 2010 „Leviathan“ entdeckt. Dieses Feld, 130 Kilometer von der Hafenstadt Haifa entfernt, enthält etwa 450 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das sind achtzig Prozent mehr als im „Tamar“-Vorkommen. Allein „Leviathan“ soll über Gas im Wert von mindestens 45 Milliarden Dollar verfügen. Hinzu kommt noch das dritte Vorkommen „Dalit“. Insgesamt sollen vor der israelischen Küste 760 Milliarden m³ Gas liegen. Das entspräche einem Gegenwert von rund 200 Milliarden Euro.

Die jüngsten Entdeckungen von nicht einfach wichtigen, sondern riesigen Öl- und Gaslagerstätten, die in einem zuvor wenig erforschten Teil des Mittelmeers (zwischen Griechenland, der Türkei, Zypern, Israel, Syrien und dem Libanon) liegen, gestatten die Annahme, dass die Region ein „neuer Persischer Golf” werden könnte. Was alles umwälzte, war die spektakuläre Entdeckung, in dem von Geologen benannten Levantebecken.

Im Oktober 2010 hat Israel ein gigantisches Offshore-Erdgaslager entdeckt. Diese Entdeckung liegt etwa 135 km westlich vom Hafen Haifa, in fünf km Tiefe. Diese Erdgasansammlung wurde in Anlehnung an das biblische Seeungeheuer „Leviathan” genannt.

Drei israelische Energieunternehmen in Zusammenarbeit mit der in Texas ansässigen Firma Noble Energy verkündeten ihre ersten Schätzungen auf 450 Milliarden Kubikmeter – was aus ihnen die wichtigste Gasentdeckung in Tiefwasser der letzten zehn Jahre macht. Um eine Vorstellung zu bekommen, wäre das Leviathan-Gasfeld ausreichend, Israel ein Jahrhundert mit Gas zu versorgen.

Eine Energie-Selbstversorgung war für den Staat Israel seit seiner Gründung im Jahre 1948 unvorstellbar. Wichtige Öl- und Gasforschungsarbeiten wurden mehrfach durchgeführt, hatten aber keine Ergebnisse erzielt. Im Gegensatz zu seinen energiereichen arabischen Nachbarn entging diese Chance Israel. Aber im Jahr 2009 entdeckte Noble Energy, Israels Partner für Prospektion, im Becken der Levante die Lagerstätte von Tamar, etwa 80 km westlich vom Hafen Haifa, mit rund 238 Milliarden Kubikmeter Erdgas von höchster Qualität.

Tamar war im Jahre 2009 die größte Entdeckung von Gas der Welt. Dank Tamar verbesserten sich die Aussichten weitgehend. Dann machte Noble Energy nur ein Jahr später, in dem gleichen geologischen Becken der Levante, seine wichtigste Entdeckung seit seiner Gründung vor Jahrzehnten mit Leviathan. Was Gas betrifft, ist Israel innerhalb weniger Monate von einer Hungersnot zum Überfluss gekommen. Allerdings käme auch ein besonderes Sicherheitsrisiko dazu. Eine derartige Anlage, die Milliarden von Dollar wert ist, wäre jedenfalls ein sehr verwundbares Angriffsziel.

Zugleich will Israel verstärkt auf Sonnenenergie zurückgreifen. Einheimische Techniker und Erfinder gehören in der Solartechnologie zwar zur Weltspitze, in den zurückliegenden Jahren wurde sie aber kaum genutzt. Bis 2020 sollen nun erneuerbare Energiequellen für rund zehn Prozent der Stromproduktion aufkommen. Das ist wenig im Vergleich zu den geplanten Anteilen von Erdgas (rund zwei Drittel) und Kohle (etwa ein Viertel). B.A.

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Letzte Änderung: 21.09.2012
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