Inhalt

Farbenrausch - Zwischen Kapuzinerkresse und Rosenstauden

Nach jahrelangen Arbeiten wurde der Garten der Max Liebermann Villa am Wannsee fertiggestellt.

 

„Seit ich hier bin”, so Max Liebermann im Juli 1918, „bombardieren mich Galerien, Amateure, Kunsthändler um Gartenbilder. In meiner Jugend war es mir leicht, Bilder zu malen, aber schwer sie zu verkaufen. Jetzt ists umgekehrt (ich würde gleich wieder tauschen wollen).”

Heuer im Mai wurden die Heckengärten der Villa von Max Liebermann am Wannsee wieder eröffnet. Somit zeigt sich der Garten, wie ihn der Maler gesehen und in über 200 Bildern bis zu seinem Lebensende 1935 aus unterschiedlichen Blickwinkeln festgehalten hatte.

Liebermann erwarb 1909 das über 7000 m2 große Grundstück und beauftragte Paul Otto Baumgarten mit dem Bau des Hauses, bei dessen Planung auch der Maler selbst seine Vorstellung von seinem „Schloss am See” einbrachte. Der Berliner Stadtgartendirektor Albert Brodersen übernahm die Gestaltung des Gartens und Alfred Lichtwark, Leiter der Hamburger Kunsthalle, unterstützte Liebermann bei dessen Planung. Das Haus, das sich in der Mitte des Grundstücks befindet und mit dem Garten eine Einheit bildet, wurde 1910 vom 63-jährigen Künstler und seiner Familie bezogen. Links vom Speisezimmer aus gelangte man in den Salon, rechts in die Loggia. Im ersten Stock befanden sich das Atelier des Malers sowie Privaträume. Nach dem Tod Liebermanns wurde die Villa von seiner Frau Martha zunächst an einen ehemaligen Gärtner verpachtet. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde das „Paradies am Wannsee” enteignet und 1940 zwangsverkauft, wobei die Erbin nichts von dem Geld erhielt – es befindet sich 11 Häuser entfernt vom schicksalshaften Gebäude, in dem 1942 die Wannsee-Konferenz stattfand. Zuerst wurden die Räume der Villa von der Reichspost genutzt, gegen Ende des Krieges als Lazarett und nach 1945 als Chirurgische Abteilung des Städtischen Krankenhauses Wannsee. In die Wand gelegte Einkerbungen erleichterten das Wenden mit einer Bahre auf der Treppe. Wo Liebermann einst malte, wurde nun operiert. Der Vordergarten musste kurzerhand einem Parkplatz weichen. Im Rahmen der Restitution wurde 1951 das Grundstück mit dem Haus an die in den USA lebende Tochter Käthe Riezler zurückgegeben, die einen Mietvertrag mit dem Krankenhaus abschloss. 1958 verkaufte deren Tochter Maria White das Haus an das Land Berlin. Nach dem Auszug des Krankenhauses 1969 stand die Villa zwei Jahre leer. Dann wurde das Grundstück an den Deutschen Unterwasser-Club verpachtet. Am Haus wurden bauliche Veränderungen vorgenommen. 1987 wurde der fragmentarisch erhaltene Garten in die Denkmalliste eingetragen und 1995 setzte die im selben Jahr gegründete Max-­Liebermann-Gesellschaft durch, dass das Haus unter Denkmalschutz gestellt wurde. Zur selben Zeit wurde der Pachtvertrag mit dem Tauchclub verlängert, was zu öffentlichen Protesten führte. 1997, zum 150. Geburtstag Max Liebermanns, beschloss auf Initiative der Max-Liebermann-Gesellschaft der Berliner Senat, die Villa einer musealen Nutzung zuzuführen, vorausgesetzt, die öffentliche Hand würde dadurch nicht belastet. Fünf Jahre später bekamen die Taucher ein Ersatzgrundstück, und sie zogen aus. (Zur detaillierten Geschichte des Hauses siehe INW 2/3 2007, S. 10.) Die Max-­Liebermann-Gesellschaft Berlin erreichte gegen große Widerstände, dass der Garten in den Jahren 2002 bis 2006 mit Mitteln von Stiftungen und Privatpersonen rekonstruiert wurde. Die Wiederherstellung der Heckengärten musste aber damals unvollkommen bleiben, da der 1940 abgetrennte Weg weiterhin von einem Wassersportclub genutzt wurde. Erst 2012 gelang es, das Grundstück zu übernehmen und die Vollendung des Gartens mit den Heckengärten zu schaffen. Diese waren damals nach einer Idee des Kunsthistorikers Lichtwark gepflanzt worden. Nach Fotografien und Bildern, die der Wegbereiter der Moderne zwischen 1910 und 1934 von den Heckengärten malte, wurden diese nun rekonstruiert.

Lesen Sie mehr in er Printausgabe 

Kontextspalte